Auf der Weltpremiere des neuen smart fortwo und smart forfour 2015 konnten wir noch mehr über das Konzept und die Details der 3. Generation fortwo und der 2. Generation forfour erfahren. Die ersten Reaktionen auf das Auto sind in der Fachwelt überwiegend negativ. Verdienen die neuen smart Modelle das? Von Thomas Majchrzak
Detailartikel neuer smart fortwo
Detailartikel neuer smart forfour
Eines ist klar: Sprechen wir mit den Verantwortlichen von smart, merkt man, dass bei der Marke ein ganz besonderer Spirit herrscht, die Mitarbeiter verkörpern die Marke gerne und das auf eine andere Art und Weise, wie es selbst konzernintern bei Mercedes der Fall ist. Doch kann dieser Geist auch beim neuen smart auf die Kunden überspringen?
Der bisherige Smart verfolgte das Designkonzept der “One Box”, also ohne separat zu erkennende Motorhaube und in der Seitenansicht eben als eine Art Box zu erkennen. Der neue smart fortwo ist nun “One and a half Box”, hat also ein kleines Stück Motorhaube. Dadurch wird der smart fortwo ein Stück weit normaler, tut aber auch etwas für die modernen Anforderungen des Fußgängerschutzes. Übrigens: Die Haube an sich öffnet noch wie bisher unkonventionell im Stil eines Deckels.
Design für Asien oder für die ganze Welt?
Das Design sieht auf den Fotos asiatischer aus, als es ist. In natura wirkt der neue smart fortwo durchaus dynamisch und auch fähig, auf dem europäischen Markt anzukommen. Trotzdem werden wir die Zweifel nicht los, dass Daimler diesmal mehr auf asiatische Kunden geschielt hat. Von den Designern wird allerdings abgewinkt. Am Design waren Kollegen aus aller Welt beteiligt, aber das Designstudio in Deutschland habe letztlich den Zuschlag erhalten. “Wir hatten keine Länder-Vorgabe beim Design, das Auto muss auf jedem Markt funktionieren”, so Exterieur Designer Michael Gebhardt.
Erstmals hat der smart fortwo eine muskulöse Schulterpartie erhalten. Der Zuwachs von ganzen 10 cm in der Breite lässt ihn zudem satter auf der Straße stehen. Ob man trotzdem einen optionalen Seitenwindassistenten für ein kleines Stadtauto braucht, sei dahingestellt.
“Wir machen das, was andere sich nicht trauen”, so smart-Chefin Annette Winkler. Heißt: Außen wie innen durften die Designer mutig sein. Das erste Feedback von Fachwelt und Lesern ist jedoch eher negativ. Das Design wird angesichts der bisherigen Rückmeldungen nicht sehr geschätzt.
Eine besondere Erscheinung sind smart fortwo und smart forfour in jedem Fall. Der fortwo wirkt allerdings vom Konzept her schlüssiger, der neue forfour wirkt ein wenig so, als hätte man noch angebaut. Dabei ist es eigentlich eher anders herum: Renault Twingo und der neue smart teilen sich eine Plattform; da der Twingo auch eine Rückbank hat, ähnelt er eher dem großen smart.
Es heißt, dass Renault von der Kooperation mehr profitiere als Daimler. Es stellt sich die Frage, inwiefern sich die Kunden dafür interessieren, dass sie auch ein Stück Renault mitfahren – zum Beispiel auch beim Navigationssystem, je nachdem, welchen Trimlevel bzw. welche Ausstattung man fährt.
Neue Ausstattungslinien
A propos Ausstattung: Die drei verfügbaren Linien für die smart Modelle heißen nun passion, proxy und prime. Dabei sind diese nur grob aufsteigend ausgerichtet; vielmehr haben sie eine eigene Farbgebung.
Zunächst einmal gibt es ein Basismodell, das keinen separaten Namen hat. Diesen Schritt ist man bewusst gegangen, damit nicht etwa Kunden einer Basic oder Classic-Line das Gefühl bekommen, „nur einen Classic“ zu fahren. Also lässt man die Bezeichnung lieber weg.
Passion kommt mit 15-Zoll-Alus, einem schwarzen Kühlergrill, orangefarbenem Stoff auf den Sitzen und schwarzem Stoff an Instrumententafel und Türmittelfeldern.
wahlweise in orange s.o. oder schwarz/weiß s.u.
Proxy gilt als die expressivste Ausstattung und kommt mit schwarz lackierten 16-Zoll-Alus und einem Blau-Weißen-Schemata im Interieur. Die Außenseiten der Sitze sind aus weißem Kunstleder, die Innenseiten aus blauem Stoff.
Prime ist dem Namen nach die teuerste Option, bietet Voll-Ledersitze in schwarz mit weißen Kontrastnähten, aber „nur“ wieder 15-Zoll-Alus.
Bei der ersten Sitzprobe fällt uns auf, dass große Menschen durchaus Probleme mit der kurzen Sitzauflage bei allen Sitzoptionen bekommen könnten, dass das Interieur aber ansonsten angenehm kreativ ausfällt. Ein echter Kaufgrund, wenn man auf schwarzes Hartplastik verzichten möchte und dafür fröhlich-farbigen Stoff erhält.
Als Hauptmärkte spielten bisher Italien und Deutschland oben mit, somit ist der smart ausnahmsweise mal ein Auto, dass nicht die Reihenfolge China-USA-Europa von der Wichtigkeit hat, sondern tatsächlich eher Europa im Fokus hat. Vom smart fortwo wurden bisher konstant 100.000 Einheiten pro Jahr gebaut, auf eine neue Zahl will sich Daimler noch nicht festlegen. Der nochmals kleinere Wendekreis (forfour 8,65 m, fortwo 6,95 m) dürfte spätestens bei der Probefahrt für Staunen sorgen, gerade bei den Kleinwagen liebenden Italienern.
Beim smart forfour 2015 ist der Erfolg ungewiss. Die erste Generation startete mal mit 50.000 Einheiten pro Jahr, auch hier hat Daimler noch keine neue Zahl genannt. Einige fortwo Kunden mit Familie dürften nun auf die größere Version umsteigen, da der Preisaufschlag gegenüber dem fortwo nur 600 Euro betragen soll.
Zur Markteinführung im Herbst 2014 soll der smart fortwo knapp unter 11.000 Euro Einstiegspreis liegen, der forfour dementsprechend etwas darüber. Die später kommende Basisvariante mit dem kleinsten Motor dürfe noch etwas günstiger sein. Der neue Renault Twingo startet im Vergleich dazu übrigens bei 9.590 Euro.
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl / smart
Weitere Stimmen zum neuen smart:
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